Seite 1 von 1
Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Di 17. Nov 2020, 13:33
von Hardy7
Hallo Allerseits!
Bin neu hier im Forum und habe mal folgende Frage an erfahrenen KöWe-Kennern.
Wie wahrscheinlich ist ein aktueller oder kommender Schaden an der Kurbelwelle, etc. bei einem 900er S2 Motor mit der ursprünglichen Ölfiltertechnik? Motor ist noch verplombt.
Er hat knapp 50.000 km runter, Köpfe/Ventile nicht überholt, alle 5.000 km gewartet, war immer in 1.Hand. In den letzten 4 Jahren sehr wenig gefahren.
Könnte mir vorstellen das Moped zu erwerben. Würde dann Teil meiner kleinen Sammlung werden; Fahrleistung also ca. 3.000 km/Jahr mit 07er Nummer.
Für die Preisfindung wäre diese Frage wichtig.
Freue mich über eure Einschätzungen und Tipps.
Gruß Hardy
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Di 17. Nov 2020, 13:45
von humlik
Nach 50000km ist die Hubzapfenbohrung ziemlich sicher fast bis ganz gefüllt mit Schlamm. Die Schleuderhülsen aber noch nicht zu 100%.
Die Nadeln haben schon ein paar Tausendstel bis Hundertstel verloren, das heisst die Pleuel schön Spiel. Das ist nicht negativ.
Die behinderte Ölzufuhr zum Hubzapfen kann ein Problem werden wenn du diese Maschine länger auf hoher Last quälst. Evlt. haben die Pleuel Ausbrüche der Härteschicht.
Ein Motor mit 50000km würde ich immer kurz zerlegen, waschen und das ersetzen was nötig ist. Sicher die Auspuffführungen, vermutlich die Nadelrollen und den Hubzapfen plus die Pick up der Zündung die sicher vom Öl angegriffen wurden.
Die Zylinderlaufbahn ist vermutlich auch nicht mehr 100% wie auch die Ringe plus Kolbenringnuten. Letzteres kann bis zum Ölfluss aus dem Auspuffkanal führen.
Alles einfach aus Erfahrung mit diversen Köwe Motoren.
Man kann aber auch ganz gut fahren. Passieren tut nicht viel. Höchstens ist der Leerlauf irgendwann nicht mehr so ideal und das Starten mühsam.
Gruss Konrad
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Di 17. Nov 2020, 14:04
von Hardy7
Hallo Konrad,
Danke für die schnelle und ausführliche Antwort!
Das hilft mir schon sehr gut weiter. Die Maschine ist ja auch aktuell fahrbereit und springt an.
Also meinst Du, man kann erst mal entspannt einige KM im Jahr fahren, ohne einen großen Schaden zu befürchten?
Vg
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Di 17. Nov 2020, 15:55
von humlik
Im schlechtesten Fall sind Getrieberäder verschlissen, das Pleuellager kollabiert und die Bruchstücke verteilen sich im Motor und der Motor braucht Öl und läuft nicht mehr optimal. Mit korrekt eingestellten Ventilen sind mir Schäden an den Ventilen (wie BMW mit abgerissenen Tellern) unbekannt.
Schau dir auch das Gehäuse sehr genau an. Habe heute wieder mal ein gerissenes bekommen...
Gruss Konrad
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Di 17. Nov 2020, 17:23
von carlo.conti
hallo Hardy
Kaufe nur eine gepflegte Maschine ohne Schäden. Noch verplombt heißt innen noch nie repariert worden.
Das war meine auch vor 20 Jahren ! Deshalb war sie auch fällig für die volle Revision nach der Saison.
Du solltest auf alle Fälle den Motor laufen hören. Einen KW-Schaden am Pleuellager hört man.
Auch Kolbenkippen und ruseln bei kaltem Motor wegen Verschleiß an den Kolbenringen.
Man kann Glück haben. Wenn die Königswelle richtig behandelt wurde hat sie lange Laufzeiten.
Der Motor will frisches sauberes 20W50 Mineralöl. Service Intervalle alle 3000 km Ölwechsel.
Das zur Lebensdauer. Ein verschlissenes Pleuellager kann man aufarbeiten bei einem Spezialisten.
Zerlegen, säubern, neuer Hubzapfen, neue Übermaßnadeln und Stahlkäfig, Pleuel honen, KW verpressen
und richten. Wie Konrad schreibt ist auch meist das Getriebe (5. Gang) betroffen und die Kupplung.
Wenn die Maschine nach dem Kaltstart sofort sauber auf beiden Töpfen läuft solltest Du eine Probefahrt
machen und prüfen ob Fahrwerk und Bremsen in Ordnung sind. Danach den Motor auf Dichtigkeit checken.
Nach der Probefahrt weis man wie der Motor wirklich läuft und wie drehwillig er ist.
Bei dieser Laufleistung sollte der Motor m.M. nach zum Säubern zerlegt werden, eine Winterarbeit.
Desmo-Grüße
Carlo
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 18. Nov 2020, 17:54
von Hardy7
Danke für die ausführlichen Infos, Konrad und Carlo!
Das hilft mir sehr bei Verhandlung und Entscheidung.
Gruß Hardy
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 18. Nov 2020, 18:16
von Hardy7
Habt ihr eigendlich den Ölfilter im Hauptstrom, also nach Außen gelegt?
Wenn nicht, wieviele KM haben eure Ducs mit der originalen Filterung runter???
VG
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 18. Nov 2020, 20:11
von Duc_more
Hallo Hardy,
860 GTS mit Standard-Ölfilter aktuell 123.000 km ohne Kurbelwellenüberholung, also erste Pleuellager. Die Kurbelwellenlager im Motorgehäuse hat der Vorbesitzer mit 35.000 km zu Schrott gefahren.
Wie macht man das:
Regelmäßig alle 4000 km Ölwechsel, Schlammbuchsen alle 20.000-25.000 km reinigen. Geht mit etwas Geschick auch bei eingebauten Motor. Durch den regelmäßigen Ölwechsel hält sich der Schlamm in den Buchsen in Grenzen.
Motor warm fahren und nicht untertourig fahren.
Mein Bruder hat bei seiner 900 SD mit Standard-Ölfilterung auch die 100.000 ohne Motoüberholung überschritten.
Es geht also.
Viele Grüße
Georg
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 18. Nov 2020, 20:54
von carlo.conti
hallo Hardy
Ich habe die Nebenstrom-Ölfilterung im Original belassen.
Kurbelwellenschäden hatte ich noch nicht, nur die Abnützung der Anlaufscheiben
und geringen Verschleiß am Nadellager.
Deswegen wurde die Kurbelwelle bei 58000 km gegen eine überholte Bosch-KW
austauscht. Die alte KW konnte wieder problemlos instandgesetzt werden.
Sehr große Beachtung sollte man auch der Ölpumpe widmen. Da war starker Verschleiß
und deswegen ein Austausch nötig. Auch die Ölpumpe kann man aufarbeiten lassen.
Köwe-Grüße
Carlo
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Do 19. Nov 2020, 17:28
von Hardy7
Ich habe jetzt gute Infos, worauf man achten muss!
Danke und Gruß,
Hardy
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Do 19. Nov 2020, 21:30
von humlik
Duc_more hat geschrieben: ↑Mi 18. Nov 2020, 20:11
Hallo Hardy,
860 GTS mit Standard-Ölfilter aktuell 123.000 km ohne Kurbelwellenüberholung, also erste Pleuellager. Die Kurbelwellenlager im Motorgehäuse hat der Vorbesitzer mit 35.000 km zu Schrott gefahren.
Wie macht man das:
Regelmäßig alle 4000 km Ölwechsel, Schlammbuchsen alle 20.000-25.000 km reinigen. Geht mit etwas Geschick auch bei eingebauten Motor. Durch den regelmäßigen Ölwechsel hält sich der Schlamm in den Buchsen in Grenzen.
Motor warm fahren und nicht untertourig fahren.
Mein Bruder hat bei seiner 900 SD mit Standard-Ölfilterung auch die 100.000 ohne Motoüberholung überschritten.
Es geht also.
Viele Grüße
Georg
Hier ist anzumerken, dass die 860er Maschine andere Pleuellager hat und bei dieser Laufleistung ist sicher der Hubzapfen voll mit Schlamm. Es reicht nicht aus nur die Schlammhülsen zu reinigen, der Hubzapfen geht ebenso zu. Siehe Beitrag oben
Gruss Konrad
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Fr 20. Nov 2020, 21:07
von twinshocker
860 GTS Motor 67.000 Km, Nebenstromölfilter.
Lief noch ganz unauffällig, als er dann wegen einer Getriebesache sowieso auf war hab ich die Kurbelwelle beim Kämna machen lassen.
Hier der Hubzapfen: ist schon leicht eingelaufen und vor allem sieht man die Eindrücke der Anlaufscheiben.
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 2. Dez 2020, 10:48
von D_Duc
Was heisst für euch „untertourig“,
Duc_more hat geschrieben: ↑Mi 18. Nov 2020, 20:11
Hallo Hardy,
...
Motor warm fahren und nicht untertourig fahren....
immer über 2500 r/pm?
Gruss Daniel
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 2. Dez 2020, 12:52
von humlik
Hubzapfen und Lagerstelle sieht aus wie man das kennt. Wäre in diesem Falle vermutlich noch lange gelaufen. Öffne mal den Hubzapfen, dann siehst du was ich schrieb wegen dem Schmutz.
Gruss Konrad
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 2. Dez 2020, 14:43
von twinshocker
Ja kann ich bei Gelegenheit mal machen.
Ich weiss aber wie das aussieht kenne ich von meinen BSA Einzylindern. Das ist normalerweise so ein schwarzes bröckeliges Zeug
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mi 2. Dez 2020, 23:27
von Millemike
Hardy, das Baujahr Deiner Dich interessierenden 900 S2 sollest Du noch nennen !
Meine MHR 900 Serie II von 1984 (zeitgleich von Duc mit S2 im Angebot) hatte schon die Trockenkupplung und Hauptstrom-Ölfilterung in Serie und da dürfte das Schreckens-szenario, das Humlik aufgezeigt hatte, bei weitem noch nicht so nahe liegend sein.
Und meine technisch bis auf die Gleitlagerung der KW identische Mille MHR ist am Motorgehäuse mit 85 000 km immer noch veplombt und ich habe nicht vor, das ohne Not aufzumachen, nur um den Zustand anzugucken.
Wenn Du an einer Duc Freude haben willst, riskiers halt, wenn sie gut anspringt und nicht wie eine Dreschmaschine klappert.
Wenn Du aber zu ängstlich bist, ist z.B. eine Honda für Dich evtl. die bessere Wahl ! (ich habe beides
)
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Do 3. Dez 2020, 07:29
von humlik
Sorry Millemike, ich habe keine Intention hier Angst zu verbreiten sondern vermerke was ich alles gesehen habe an diesen Triebwerken. Diese nach einer gewissen Laufzeit zu öffnen, reinigen und die diversen Muttern wieder sauber anzuziehen ist keine grosse Sache und man weiss danach wieder woran man ist. Auch kennt man den Lastzustand den ein Motor erlebt hat nicht immer somit kann Vorsorge besser sein als zu warten. Ein kleiner Gehäuseriss ist einfacher zu schweissen als ein langer, ein schlechtes Nadellager besser vor dem Bruch zu wechseln als nachher die Späne zu sammeln, eine verschlissene Ölpumpe ist wie eine Niere, die klagt auch nicht etc.
Man kann auch die Plombe belassen und warten bis etwas passiert. Der Hauptstromfilter verhindert übrigens nicht, dass sich die Schlammsammler füllen, so feinmaschig ist der nicht. Auch eine Erfahrung. Aber richtig, es gibt viele Triebwerke die laufen wirklich lange.
Allzeit gute Fahrt.
Konrad
Re: Schaden an Kurbelwelle???
Verfasst: Mo 7. Dez 2020, 18:33
von Hardy7
Millemike hat geschrieben: ↑Mi 2. Dez 2020, 23:27
Hardy, das Baujahr Deiner Dich interessierenden 900 S2 sollest Du noch nennen !
Meine MHR 900 Serie II von 1984 (zeitgleich von Duc mit S2 im Angebot) hatte schon die Trockenkupplung und Hauptstrom-Ölfilterung in Serie und da dürfte das Schreckens-szenario, das Humlik aufgezeigt hatte, bei weitem noch nicht so nahe liegend sein.
Und meine technisch bis auf die Gleitlagerung der KW identische Mille MHR ist am Motorgehäuse mit 85 000 km immer noch veplombt und ich habe nicht vor, das ohne Not aufzumachen, nur um den Zustand anzugucken.
Wenn Du an einer Duc Freude haben willst, riskiers halt, wenn sie gut anspringt und nicht wie eine Dreschmaschine klappert.
Wenn Du aber zu ängstlich bist, ist z.B. eine Honda für Dich evtl. die bessere Wahl ! (ich habe beides
)
Hi, das Bj. von der S2 wäre 03/1983...
Ich bin von Natur aus ein positiv denkender Mensch. Der Vorbesitzer macht auf mich einen sehr vernünftigen, seriösen Eindruck.
Aber die Punkte: gutes Anspringen und sauberer Motorlauf sind schon gute Indizien zur Beurteilung.
Gruß Hardy