Königswelle - ... mein persönlicher Urknall !
Verfasst: Fr 26. Okt 2018, 22:02
Wie alles begann ....
Bin als Junge mit dem Fahrrad immer zum Angeln gefahren ....
Kurz vor der Ankunft am See musste ich durch ne Dorf-Straße, in der vor einer Kneipe immer zwei Racing-Honda's in Rot mit jap. Kanji-Schriftzeichen standen. Eines Tages hatte einer der beiden Fahrer seine Honda 750 F1 gegen eine Ducati 900SS Königswelle getauscht. Offene und riesige 40ziger Dell'Orto Vergaser mit Beschleuigerpumpe, ein skuriler Motor mit einmal Längst-Verrippung des liegenden Zylinder und einmal Quer-Verrippung des stehenden Zylinders, Desmodromik, Königswellen, offenes Rahmendreieck und ein damals eher seltener Sitzbank-Höcker hatten mich sofort in den Bann gezogen. Infernalischer Klang brüllte aus der 2-in-2 Conti-Auspuffanlage. Aus Gründen der Gewichtsersparnis wurde auf einen elektrischen Anlasser mit entsprechend großer Batterie verzichtet und nur mittels Kickstarter war die Maschine zu starten. Die elektrische Versorgung der Zündanlage übernahm eine im Heckbürzel untergebrachte Miniatur-Batterie (2.5 Ah) in der Größe einer halben Bierdose. Besonderen Augenschmaus bot der sogenannte Gear Gazer (Schauglas ca. 60mm) auf der rechten Motorenseite, mit dem man von aussen einen Blick auf das Innenleben der Motorentechnik im Betrieb erhaschen konnte. Da wo normalerweise ein Armaturenbrett zu finden war, fand sich lediglich ein großer, weißer und unbeleuchteter Racing-Drehzahlmesser (Veglia Competizione), dessen Meßbereich erst bei 3000 min-1 begann. Der lange flache Tank, tief angeschraubte Stummellenker sowie die hoch montierte Fußrastenanlage und ein extrem großer Radstand verlangten dem Fahrer eine extreme Sitzposition und Kondition ab. Nie war es so vernünftig ein so unvernünftiges Motorrad auf normalen Straßen zu bewegen. Wartung der Desmodromik war nur etwas für gesalbte und begnadete Schrauber oder allenfalls etwas für Entschärfer von 10-Zentner-Bomben / Luftminen mit Klöppelzünder. Das alles spielte im Juni des Jahres 1978, dem Jahr in dem Mike-the-Bike Hailwood auf der Isle of Man auf einem solchen Motorrad Weltmeister wurde.
Noch heute komme ich immer wieder an der besagten Dorfkneipe vorbei, und frage mich, was aus der Ducati im Bild geworden ist .... - vielleicht steht sie ja noch hinter dem abgebildeten Garagentor ! Im nächsten Frühjahr werde ich den Wirt dazu befragen .... !
Dorfleben am Düsseldorfer Stadtrand / Lichtenbroich im Juni 1978 - Ducati 900SS Königswelle & Honda 750 F1 Racing Umbau:
P.S.
Das verblaßte Foto habe ich gescannt - deshalb die schlechte Bildqualität. In jedem Fall aber ein autentisches Zeitdokument aus dem Jahr 1978.
Actum ut supra
Bollergruß,
Dr. Mabuse
Bin als Junge mit dem Fahrrad immer zum Angeln gefahren ....
Kurz vor der Ankunft am See musste ich durch ne Dorf-Straße, in der vor einer Kneipe immer zwei Racing-Honda's in Rot mit jap. Kanji-Schriftzeichen standen. Eines Tages hatte einer der beiden Fahrer seine Honda 750 F1 gegen eine Ducati 900SS Königswelle getauscht. Offene und riesige 40ziger Dell'Orto Vergaser mit Beschleuigerpumpe, ein skuriler Motor mit einmal Längst-Verrippung des liegenden Zylinder und einmal Quer-Verrippung des stehenden Zylinders, Desmodromik, Königswellen, offenes Rahmendreieck und ein damals eher seltener Sitzbank-Höcker hatten mich sofort in den Bann gezogen. Infernalischer Klang brüllte aus der 2-in-2 Conti-Auspuffanlage. Aus Gründen der Gewichtsersparnis wurde auf einen elektrischen Anlasser mit entsprechend großer Batterie verzichtet und nur mittels Kickstarter war die Maschine zu starten. Die elektrische Versorgung der Zündanlage übernahm eine im Heckbürzel untergebrachte Miniatur-Batterie (2.5 Ah) in der Größe einer halben Bierdose. Besonderen Augenschmaus bot der sogenannte Gear Gazer (Schauglas ca. 60mm) auf der rechten Motorenseite, mit dem man von aussen einen Blick auf das Innenleben der Motorentechnik im Betrieb erhaschen konnte. Da wo normalerweise ein Armaturenbrett zu finden war, fand sich lediglich ein großer, weißer und unbeleuchteter Racing-Drehzahlmesser (Veglia Competizione), dessen Meßbereich erst bei 3000 min-1 begann. Der lange flache Tank, tief angeschraubte Stummellenker sowie die hoch montierte Fußrastenanlage und ein extrem großer Radstand verlangten dem Fahrer eine extreme Sitzposition und Kondition ab. Nie war es so vernünftig ein so unvernünftiges Motorrad auf normalen Straßen zu bewegen. Wartung der Desmodromik war nur etwas für gesalbte und begnadete Schrauber oder allenfalls etwas für Entschärfer von 10-Zentner-Bomben / Luftminen mit Klöppelzünder. Das alles spielte im Juni des Jahres 1978, dem Jahr in dem Mike-the-Bike Hailwood auf der Isle of Man auf einem solchen Motorrad Weltmeister wurde.
Noch heute komme ich immer wieder an der besagten Dorfkneipe vorbei, und frage mich, was aus der Ducati im Bild geworden ist .... - vielleicht steht sie ja noch hinter dem abgebildeten Garagentor ! Im nächsten Frühjahr werde ich den Wirt dazu befragen .... !
Dorfleben am Düsseldorfer Stadtrand / Lichtenbroich im Juni 1978 - Ducati 900SS Königswelle & Honda 750 F1 Racing Umbau:
P.S.
Das verblaßte Foto habe ich gescannt - deshalb die schlechte Bildqualität. In jedem Fall aber ein autentisches Zeitdokument aus dem Jahr 1978.
Actum ut supra
Bollergruß,
Dr. Mabuse